Fono Forum - April 2014 - Written by Mario-Felix Vogt

Deutsche Schule

Bereits 2008 veröffentlichte der amerikanische Pianist Jerome Rose eine Beethoven-DVD mit den letzten drei Klaviersonaten, nun präsentiert er sein zweites Beethoven-Album als hochauflösende Blu-ray: einen Konzertmitschnitt aus dem New Yorker Yamaha-Saal mit den fünf populären Sonaten „Pathétique“, „Mondschein“, „Waldstein“, „Appassionata“ und „Les Adieux“. Ohne aufwändige Schnitttechnik und optische Spielereien wurde das Ganze produziert, somit lenkt nichts von der Musik ab, gelegentlich wird das freundlich applaudierende Publikum eingeblendet. In seinem Umgang mit Beethoven zeigt sich der Serkin-Schüler als Meister der alten deutschen Schule. Geradlinig und großformatig angelegt ist sein Beethoven-Spiel, ohne Firlefanz, und die Bewegungsökonomie von Roses Klaviertechnik hat ihre musikalische Entsprechung in seiner subtilen Gestaltung von Agogik und Dynamik. Die langsamen Sätze nimmt er ähnlich wie Wilhelm Backhaus seinerzeit in recht zügigen Zeitmaßen („Mondscheinsonate“) und bringt sie wunderbar zum Singen, etwa das Adagio cantabile aus der „Pathétique“, während die Unerbittlichkeit mancher Fortissimo-Akkorde in der „Appassionata“ an Rudolf Serkin erinnert. Allerdings klingen auch diese Passagen nicht so schroff wie bisweilen bei Serkin, denn harsche Töne gibt es bei Rose nicht. Mögen seine Sechzehntel-Läufe auch nicht immer so gestochen scharf erscheinen wie bei Gulda und Pollini, so ist sein Beethoven-Spiel doch vor allem in den langsamen Sätzen wärmer und oft auch farbenreicher als das der beiden Pianistenstars.


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