PianoNews - June 2016 - Written by Carsten Dürer
Jerome Rose Plays Liszt - 40th Anniversary Collection
Die Liszt-Aufnahmen des amerikanischen Pianisten Jerome Rose galten in den 70er Jahren als so etwas wie eine Referenz-Einspielung. Rose hatte 1975 von der Liszt-Gesellschaft in Budapest den „Grand Prix du Disque“ für seine Liszt-Aufnahmen der „Consolations“ erhalten, die er damals für das Label Vox eingespielt hatte. So entschied Rose sich im Jahr 2015 dieser damals wichtigen Auszeichnung mit einer CD-Box mit zahlreichen Liszt-Aufnahmen aus unterschiedlichen Jahren zu gedenken. Interessant ist diese Neuausgabe der Auf nahmen vor allem, da die meisten dieser Liszt-Einspie lun gen bislang noch nie auf CD erschienen sind. Rose er weist sich gerade in den Paganini-Etüden und den Études de Concerts als junger Virtuose, geradezu als technisch auftrumpfender Heißsporn, der aber durchaus weiß, was er da
tut. Das erkennt man in der geschickten Phrasierung und den Rubati, die er großartig einfließen lässt. Allein Geschwindigkeit ist nicht seine Sache, sondern das Ausgestalten der musikalischen Inhalte. Allerdings hat Rose auch seine ganz eigene Spiel- und Sichtweise, bedenkt man andere Aufnahmen aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Hinzu kommt ein doch recht scharfer Flügelklang in diesen frühesten Aufnahmen. Anders klingen da schon die beiden Balladen von Liszt sowie seine „3 Liebesträume“. Hier kann Rose wirklich zeigen, dass er ein romantischer Geist ist im Sinne von voranstürmend und etwas übergroß in den Aussagen.
Doch in „Seliger Tod“, dem vielleicht in der Aussagekraft beeindruckendsten Stück dieser CD, erscheint dann tatsächlich die weiche und verträumte Seite des Interpreten, mit Grandezza und farbenreich. Auf der dritten CD spielt er dann alle vier Versionen des Mephisto-Walzers, allein dies ist schon eine Seltenheit.
Aber die besten Momente zeigt er wieder in den eigentlichen „Erzählstücken“, so wie in der „Bénédiction de Dieu“ sowie den Sankt-Franziskus-Legenden: Da ist der warme und weiche Klang einnehmend, die genaue Differenzierung in der Dynamik bestens gestaltet. Jerome Rose ist ein großartiger Pianist in diesen Liszt-Einspielungen und es ist gut, dass er in dem von ihm gegründeten Label daran erinnert, welch großartiger Liszt-Interpret er ist.
From PIANONews 2-2016 www.pianonews.de
English translation:
The Liszt recordings of American pianist Jerome Rose were considered to be a type of reference recording in the 70’s. In 1975, Rose was awarded the "Grand Prix du Disque" by the Liszt-Society Budapest for his Liszt recordings of the "Consolations" that at that time he had played for the label "Vox". Rose decided in 2015 to celebrate the anniversary of this important award with a collection of CDs including numerous Liszt recordings of different years. This new edition is particularly interesting, because most of the Liszt recordings here have never been released on CD.
Especially in the Paganini Etudes and the Etudes de Concerts, Rose proves to be a young virtuoso, positively a technically strong hero, who thoroughly knows what he is doing. This is evident in the subtle phrasing and rubati that he incorporates greatly throughout. Not only speed is his goal, but the shaping of musical content.
However, Rose has his own particular way of playing and perception, considering other recordings of the 70’s in the 20th century. In addition, the sound of the grand piano is quite harsh in these earliest recordings. Differently still, is the sound of the two Ballades by Liszt, as well as his "3 Liebesträume". At this point, Rose can really show that he is of a romantic spirit in the sense of storming ahead, and with perhaps extreme passion.
Yet in "Seliger Tod", the work of the CD that perhaps has the most impressive expressiveness, the soft and dreamy side of the interpretation finally appears with grandeur and richly colored. On the third CD he plays all four versions of the Mephisto Waltz, which already is quite a rarity. But he shows the best moments again in the actual narrative pieces, like in the "Bénediction de Dieu" as well as in the Legends of Saint Francis: here, the warm and soft sound is captured, the exact differentiation in the dynamics revealed best.
Jerome Rose is a magnificent pianist in these recordings of Liszt, and it is wonderful that he reminds us in his self-founded label what an extraordinary interpreter of Liszt he is.